Jonas Kaufmann singt Operetten

Als Wagner-Recke wird er gefeiert, als Held italienischer Opern: Jetzt singt Jonas Kaufmann auch noch Operetten. Sein Berlin-Gastspiel in der Philharmonie gelang ihm mühelos – auch wenn kurzzeitig die Gefahr einer Saalrevolte in der Luft lag.

Er kann einfach alles: Ob deutsche Romantik, ob Italianità oder esprit français, ob große Oper oder intimer Liederabend – Jonas Kaufmann brilliert derzeit auf wirklich jedem Gebiet der Gesangskunst. Und jetzt singt er auch noch Operette! Mit derselben hochseriösen künstlerischen Genauigkeit, die er auch im Bereich der ernsten Musik an den Tag legt.

Genau das aber ist das Problem. In der restlos ausverkauften Philharmonie startet Kaufmann am Montag mit „Freunde, das Leben ist lebenswert!“ aus Lehárs „Giuditta“: Sofort füllt sein prachtvoller, baritonal grundierter Tenor den Saal, mühelos setzt er die Spitzentöne – als wären es Siegmunds „Wälse“-Rufe aus der „Walküre“. Dazu trägt er einen schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte – als wäre er zur eigenen Beerdigung eingeladen. Es muss ja nicht gleich der Heesters-Look sein, aber wäre für so eine Leichte-Muse-Gala nicht doch ein Smoking angemessener? Ein wenig Halbseide gehört schließlich einfach dazu bei diesem Genre. Klingen die besten Operetten-Verse nicht immer auch ein wenig nach Heiratsschwindler-Schmeicheleien?

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