Auf den großen Opernbühnen der Welt galt Max Lorenz drei Jahrzehnte lang als Inbegriff des deutschen Heldentenors. Die großen Wagnerrollen, Verdis Othello und die Tenorpartien „Richard Strauss” in der Interpretation dieses Sängers waren vor allem in den 30er und 40er Jahren repräsentativ für den Darstellungsstil, den Heinz Tietjen in Bayreuth und Berlin entwickelte.
Max Lorenz wird am 10. Mai 1901 als Sohn eines Fleischers in Düsseldorf geboren. Gegen den Widerstand des Vaters erzwingt er die Erlaubnis, bei Ernst Grenzebach in Berlin Gesang zu studieren. Seine Stimme scheint in jener Zeit auch Optimisten kaum Grund zu übertriebenen Hoffnungen zu geben. Ein erstes Probeengagement in Bayreuth 1924 scheitert, weil Lorenz nach einer Woche am Ende seiner Kräfte ist und nicht auftreten kann, obwohl er nur in einer kleinen Rolle verwendet werden soll. Entmutigt und deprimiert kehrt er nach Berlin zurück, um seinem Lehrer mitzuteilen, er wolle die Singerei an den Nagel hängen. Grenzebach jedoch hat ihn inzwischen bei einem Preissingen einer Berliner Zeitschrift angemeldet. In der Berliner Philharmonie gewinnt Lorenz den ersten Preis und erhält kurz darauf ein Engagement an der Dresdener Staatsoper. 1926 beginnt seine Karriere auf der Bühne des Semperbaus. Zunächst ist er als lyrischer Tenor verpflichtet. Noch während der Proben zu seiner ersten Aufführung meint sein Regisseur, wer so unbegabt sei, müsse eigentlich in Meißen anfangen. In kurzer Zeit jedoch entwickelt sich Lorenz zu einem der interessantesten dramatischen Sänger der Dresdener Oper. Nach und nach übernimmt er die Rollen Tino Pattieras und erarbeitet sich das iugendliche Wagnerfacri. Lohengrin, Stolzing und eine große Zahl italienischer Partien bilden den Hauptbestandteil seines damaligen Repertoires.
Seine internationale Karriere beginnt 1930, bei den Zoppoter Waldfestspielen tritt er als Max in Webers „Freischütz“ alternierend mit dem Bayreuther Heldentenor Gottheit Pistor auf. Noch während seines Gastspieles auf der Waldoper erreicht ihn die Einladung Arthur Bodanzkys, an der New Yorker Metropolitan Opera zu gastieren. Am 12. November 1931 debütiert er dort als Walther von Stolzing. 1932 tritt er zum ersten Mal bei den Münchener Wagnertestspıelen als Siegmund und Stolzing auf. 1933 wird er an die Berliner Staatsoper verpflichtet. Unter Heinz Tietjens künstlerischer Führung entwickelt sich Lorenz in den nächsten Jahren zum bedeutendsten Wagnertenor seiner Generation. Obwohl er bis in die letzten Jahre seiner Karriere auch italienische Fachpartien im Repertoire behält, bleiben die dramatischen Tenorpartien des wagnerischen Gesamtkunstwerkes Kernpunkt seines Rollenbereiches. Lorenz wird seit 1933 der meistbeschäftigte Heldentenor der Bayreuther Festspiele. Bis zum Kriegsende und dem vorläufigen Ende des Festspielbetriebes ist er in allen seinen Fachpartien in Bayreuth aufgetreten. Dazu kommen immer wieder Gastspiele in aller Welt, die seinen Ruf als den des zwingendsten Bühnendarstellers seines Faches bestätigen.
Am 22. Mai 1934 singt er zum ersten Mal an der Londoner Covent Garden Opera den Stolzing. Aus den mehr oder weniger unregelmäßigen Gastspielen an der Wiener Staatsoper, die er seit 1929 gibt, wird nun ein fester Gastvertrag. Als Tannhäuser debütiert er am 8. August 1935 am Teatro Colon in Buenos Aires. Am 30. Marz 1938 tritt er als Siegmund zum ersten Mal an der Mailänder Scala auf. Siegfried und Tristan schließen sich noch im selben Jahr an. Auch das Kriegsende und die veränderte Struktur des Opernrepertoires unterbrechen seine Karriere nur kurz. Schon 1950 singt er wieder in Mailand und New York und ist bei den ersten Münchener Opernfestspielen nach dem Kriege 1950 und 1951 als Tannhäuser und Tristan zu hören. 1952 singt er in Bayreuth erneut den Siegfried und kehrt 1954 noch einmal als Siegmund zurück, wendet aber 1953 sein Hauptinteresse auf die Salzburger Festspiele, wo er bis 1961 bei den Uraufführungen zeitgenössischer Werke, sowie als Palestrina und Ägisth auftritt.
1962 hat er sich als Herodes an der Wiener Staatsoper vom aktiven Sängerleben zurückgezogen und ist seither als Pädagoge und künstlerischer Ratgeber namhafter Sänger des heutigen Musiktheaters in München tätig. Zwei Jahre später starb seine Ehefrau Lotte. Von 1962 bis 1974 unterrichtete Lorenz am Mozarteum in Salzburg und privat in München und Salzburg. Max Lorenz verstarb am 11. Januar 1975 n Salzburg. Das Grab von Max und Lotte Lorenz befindet sich im Ehrenhain auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Unter den deutschen Heldentenören seiner Generation ist er zweifellos der genialste Darsteller gewesen, dessen Kunst der Menschengestaltung jede seiner Bühnengestalten zu eındringlichster Wirkung brachte. Wer ihn einmal auf der Bühne erlebte, die gewandte Eleganz seiner Erscheinung und die intensive Kraft seines Vortrages wir es nie vergessen können. In keiner seiner Rolle ist er bis heute ersetzt worden.
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